Die Augen Enzyklopädie des Wissens
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In the names of the Great Ever Living God
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Der Mandäismus ( Die mandäische )
Die Mandäer, Mandäisch Manda mittel der Erkenntnis (in arabisch genannt werden Sabier mittel "getauft").
Der Mandäismus ist die älteste noch existierende gnostische Religion ("Gnosis" (gr.) und bedeutet "Wissen", "Erkenntnis"). Ihre Weltanschauung basiert auf dem gnostischen Dualismus, welcher die Welt in zwei Ebenen teilt: Dem mandäischen Verständnis nach leben die Menschen in der von Finsternis beherrschten Welt, die ein jeder mit dem eigenen Tod verlässt und in der alle Seelen nach dem Passieren mehrerer Wachtstationen- samt Höllenwächter- Erlösung im Lichtreich finden. Die Mandäer glauben an einen Boten, der alle Seelen aus der Welt der Finsternis ins Licht führt und somit das Weltenende hervorruft. Denn dann existiert allein die Lichtwelt und die Zeit des Leidens und der Qualen sind vorüber.
Die Schöpfungsgeschichte der Mandäer ist der jüdisch-christlichen sehr ähnlich. Beide Religionen begreifen Adam und Eva als das erste Menschenpaar. Der Mandäismus jedoch beschreibt die Geburt Evas nicht mit der Entstehung aus Adams Rippe, sondern als Gabe der Lichtwelt an Adam. Daraus lässt sich die in der heutigen Zeit vorherrschende Gleichberechtigung der Frau ableiten.
Die jahrhundertelange Herrschaft der Perser über die Mandäer hinterließ deutliche Spuren innerhalb des Mandäismus. Trotzdem sei, laut Kurt Rudolph, ihre Religion als eigenständig zu begreifen.
Das heilige Buch der Mandäer, die Sidra Rabba oder auch Ginza ("Schatz") genannt wird, ist in zwei Teile untergliedert: Die Glaubenslehren sind in der "Rechten Ginza" zu finden. In der "Linken Ginza" sind im Gegensatz dazu die heiligen Schriften sowie alle Regelhinweise zur Durchführung traditioneller Rituale enthalten.
Im Mandäismus ist neben der Bestattung und der Totenfeier, die Taufzeremonie zentral. Sie geht auf die Lehren Johannes des Täufers zurück, den wichtigsten Propheten dieser Religion. Die Taufe wird nicht allein ein einziges Mal im Leben vollzogen, wie es zum Beispiel im Christentum der Fall ist. Die Mandäer haben die Vorstellung, dass sie während einer Taufe, Masbútá genannt, der Lichtwelt am nächsten sind und nehmen sie deshalb jede Woche, zumeist sonntags, vor. Durch das rituelle "Untertauchen" glauben sie die Vergebung aller Sünden, die Heilung von Krankheiten und die Vertreibung von Dämonen, sowie eine Reinigung des Körpers nach Menstruation und Geschlechtsverkehr erreichen zu können. Die mandäische Taufe findet traditionell in einem fließenden Gewässer ("Jordan" genannt) statt. Im weißen Gewand wird der Gläubige von einem Priester in das Gewässer geführt und untergetaucht. Der Vorstellung nach hält das Leben für einen kurzen Moment an, um nach der Taufe als frisch und klar von Neuem zu beginnen.
Die Masbútá ist gerade deshalb so wichtig, weil sie zusammen mit der Seelenmesse die Voraussetzung für die Erlösung der Seele bildet. Früher hatte die Taufe eine derart zentrale Bedeutung, dass ungetaufte Kinder nicht zur mandäischen Religionsgemeinschaft zählten.
Der Mandäismus ist keine missionarische Religion. Es existiert kein Gesetz, das den Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft das Übertreten zu einer anderen Religion verbietet oder Angehörigen anderer Religionen, das Konvertieren zum Mandäismus verwehrt. Durch Heirat oder Zwangsheirat bzw. Zwangskonvertierung verlieren Mandäer jedoch ihre Zugehörigkeit zur Religionsgemeinschaft.
Die Mandäer in der Gegenwart
Zahlen
Die heutigen Angaben über die Zahl der Angehörigen der mandäischen Glaubensgemeinschaft gehen stark auseinander. Wie Dr. Qais Saidi, Vorsitzender des Gesamtvereins der Mandäer, mitteilt, wird die Zahl der Gläubigen weltweit auf ca. 60.000 geschätzt. Die meisten von ihnen leben im Irak, mit Siedlungsschwerpunkt in größeren Städten wie Bagdad, Basra, Amara und Nasirija, sowie im südlichen Iran. In den 70er Jahren wurde die Zahl der Mandäer im Irak von Prof. Dr. Sabih Al-Sohairy, Professor für Semitistik mit Schwerpunkt Mandäisch an der Universität Bagdad, auf ca. 30.000 geschätzt. Dieses entspricht einem Prozentsatz von 0,3 an der irakischen Gesamtbevölkerung und deckt sich mit aktuellen Angaben Saidis. Die Zahl der Mandäer im Iran schätzt Saidi auf 10.000. Die rund 20.000 in der Diaspora lebenden Mandäer haben sich nach seinen Angaben vor allem in Westeuropa, von Deutschland bis Norwegen, aber auch in Australien und den USA, Kanada und Neuseeland niedergelassen.
Jahrhundertelange Verfolgung
Wissenschaftliche Forschungen über Herkunft und Geschichte der Mandäer hat bislang noch keine verbindlichen Ergebnisse erzielt. Gesichert ist die allgemeine Beobachtung, dass die Mandäer immer wieder von Moslems verfolgt und aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben wurden. Für die Moslems sind sie keine Angehörigen einer im Koran erwähnten Schriftreligion. Sie gehören somit auch nicht zu jenen Menschen, die dem Schutz der islamischen Gesellschaft unterliegen.
Doch auch Christen respektieren ihre Religion nicht. So versuchten portugiesische Missionare, die mandäische Gemeinde im Irak nach Muskat, Goa oder Ceylon umzusiedeln. Dort, nahm man an, wären sie leichter zum katholischen Christentum zu bekehren (vgl. Lupieri, The Mandaeans, S. 85ff.).
Seit dem Machtübertritt von Saddam Hussein 1979, sehen sich die Mandäer verstärkt Anfeindungen gegenüber: Von 1991 bis 1993 wurden die in den Marschen (Sumpfgebiete im Irak) lebenden Mandäer Opfer eines erneuten Vernichtungsfeldzuges. Das Regime Saddam Husseins ging mit brutaler Härte gegen die Bevölkerung in den Sümpfen zwischen Basra, Amara und Nasirija vor. Man vermutete in dieser Region die Operationsbasen schiitischer oppositioneller Gruppen. Viele Mandäer wurden getötet. So schrumpfte die Gemeinde in den Marschgebieten von 5.000-7.000 Mandäer auf 1.000-2.000. Außerdem wurden die Zentren ihrer Kultur zerstört und ihnen somit ihre Heimat genommen, in der sie nachweislich seit dem 5. Jahrhundert lebten. Überlebende flüchteten in die größeren Städte des Irak wie z.B. Bagdad.
Heutige Situation im Irak
Seit dem Sturz Saddam Husseins 2003, ist die Situation für die Mandäer noch bedrohlicher geworden.
Öffentliche Demütigungen, Entführungen und Zwangskonvertierungen haben in jüngster Zeit zugenommen. Seit dem Fall des irakischen Regimes meldet "The Sabaean Mandaean Association of Australia" (SMAA) 20 Vergewaltigungen von mandäischen Frauen, wobei mit einer sehr viel höheren Dunkelziffer gerechnet werden muss, da die meisten Opfer, aus Angst vor erneuten oder massiveren Repressalien, nicht wagen, über ihre Situation zu sprechen.
Im Irak wird die Vergewaltigung einer Mandäerin nicht bestraft, denn nach vorherrschender Überzeugung gehört dies zur Reinigung der Ungläubigen und gilt somit nicht als Verstoß gegen das Recht. Vergewaltigungsopfer erfahren hier keine Gerechtigkeit.
Desweiteren nehmen Berichte zu über diskriminierende Maßnahmen und Schikanen gegen Mandäer: grundlose Entlassungen, Hausenteignungen, Verhaftungen, Ausschluss aus Regierungsämtern und andere diskriminierende Maßnahmen gemeldet.
Die Frauen wurden gezwungen, Kopftücher zu tragen. Junge Männer mussten während des Krieges den Militärdienst antreten und der Regierung dienen, obwohl ihnen ihre Religion das Töten strengstens verbietet.
Mittlerweile sehen sich Mandäer nicht selten gezwungen, ihre eigene Religion, ihre eigene Tradition zu leugnen, was ihren Lehren nach eine der größten Sünden gleichkommt. Sie konvertieren "freiwillig" zum Islam und nehmen aus Angst vor Verfolgungen und Demütigungen muslimische Namen an. Sie fürchten muslimische Extremisten und gehen dazu über, ihre Herkunft zu leugnen. Jene, die nicht freiwillig handeln, werden dazu gezwungen. Der Shiiten-Führer und Jurist Ayatollah Al-Hakeem verbreitete 2003 auf seiner Homepage die Meinung, dass die Mandäer entweder getötet oder zum Islam gezwungen werden müssen.
Dieses erzwungene Loslassen der eigenen Traditionen, der eigenen Religion, bedeutet nach Auffassung von Saidi den fortschreitenden Untergang des Mandäismus. Schon jetzt gibt es die große Befürchtung, dass die mandäische Kultur nicht überleben wird.
Die Hetze zeigt ihre Wirkung und veranlasst die muslimische Bevölkerung zu Greueltaten an Mandäern:
"Verbrennt den dreckigen Ungläubigen", riefen die muslimischen Männer nach dem Sturz Saddams 2003, als sie einen siebenjährigen mandäischen Jungen bei lebendigem Leib verbrannten (SMAA). Karam Majeed, der eine Organisation zum Schutz mandäischer Kultur gegründet hat, stuft Gewalttätigkeiten dieser Art als höchst bedenklich ein. Anhänger einer Religion als "unsauber" zu bezeichnen, hat in islamischen Ländern zur Folge, dass jene, die damit in Verbindung gebracht werden, als vogelfrei gelten. Muslime können Mandäer auf offener Straße ermorden und fühlen sich weniger als Täter, als vielmehr als Wohltäter.
Die SMAA berichtet von einem schrecklichen Vorfall in Hay Al-Shurta, einem Vorort von Bagdad. Dort wurde Rafid Al-Khamisy am 20. Dezember 2003 von Moslems gezwungen, seine Religion zu verleugnen und zum Islam überzutreten. Als er sich weigerte, wurde er von muslimischen Mitbürgern getötet. Dies geschah in aller Öffentlichkeit.
In Falluja wurden, laut Berichten der SMAA, im Januar 2004 35 Familien zwangskonvertiert. Vor allem Frauen und Kinder sind hier die Leidtragenden. Berichten Erica Hunters zufolge, die sich im Zuge ihrer Professur an der Universität von Melbourne, Australien, u.a. mit dem Mandäismus beschäftigt, würden sie entführt, ihren Familien entrissen, um an der Seite eines fremden Mannes zu leben. Hinzu kommt, dass sie zur Ausübung einer Religion gezwungen würden, die nicht die ihre wäre. Derartige Entführungen von Frauen, die zugleich eine Zwangskonvertierung zur Folge haben, sind laut Hunter keine Seltenheit mehr.
Außerdem berichtet Hunter, dass mandäische Ehepaare zur Scheidung gezwungen würden, um sie daraufhin mit muslimischen Partnern zwangszuverheiraten.
Ist man einmal zum Islam übergetreten, sei es nun freiwillig oder unter Androhung von Gewalt, besteht keine Möglichkeit, diesen Schritt rückgängig zu machen. Man würde sich in einem islamischen Land in Lebensgefahr begeben.
Heutige Situation im australischen Exil
Mandäer sind vor der Verfolgung durch Muslime nicht einmal im Exil sicher.
Der GfbV liegen trotz ausführlicher Recherchen keine genauen Zahlen über die in Australien lebenden Mandäer vor. Allein in Sydney leben ca. 2.000 Mandäer, die sich täglichen Diskriminierungen innerhalb der Lager ausgesetzt sehen.
Sofort nach der Einreise werden mandäische Flüchtlinge in Auffanglagern untergebracht. Auf eine Entscheidung über ihre Asylanfrage warten sie dann in streng von der Außenwelt abgeschotteten, bewachten Haftanstalten. Berichten Barney Zwartz‘, Reporter der australischen Tageszeitung
"The Age" zufolge, wurden sie dort von muslimischen Asylsuchenden schikaniert und brutal unterdrückt. Eine Familie wurde mit Urin übergossen und daran gehindert, sanitäre Einrichtungen zu benutzen. Nachts verschafften sich muslimische Extremisten Zugang zu ihrem Zimmer und bedrohten die ganze Familie.
Mary Elizabeth Hansen von der "Coalition for the Defense of Human Rights" (Koalition zum Schutz der Menschenrechte) berichtet im November 2003, dass Mandäer in den Anstalten gezwungen werden, muslimische Kleider zu tragen und muslimisch zubereitete Speisen zu essen, die dem mandäischen Reinheitsgebot widersprechen. Mandäische Erwachsene und Kinder nehmen oft nichts anderes als Reis zu sich, um ihre religiösen Regeln nicht zu verletzen. Der Gesundheitszustand dieser Kinder sei aufgrund der mangelnden Abwechslung als sehr schlecht zu beurteilen. Sie weist sogar auf Zwischenfälle hin, in denen muslimische Köche die speziell für Säuglinge zubereitete Suppe mit Chili-Schoten und Curry würzten.
Die australische Regierung unternimmt nichts, um religiösen Minderheiten, die aus Angst um ihr Leben aus der eigenen Heimat geflohen sind, Schutz vor weiteren Repressalien zu gewähren. Religiös begründete Verfolgung und Schikane in staatlichen Strafanstalten werden ignoriert. Solche Vorwürfe passen, wie Elizabeth Kendal, Forscherin und Autorin der World Evangelic Alliance (WEA) kritisiert, einfach nicht ins liberale Bild eines Landes, in welchem Religionsfreiheit als Tugend gilt. Und auch das "Department of Immigration and Multicultural and Indigenous Affairs" (DIMIA) ist, laut Amnesty International, oft einfach blind gegenüber Hilferufen der Mandäer. Ai hat die Fälle von mehreren hundert Inhaftierten aufgenommen. Sie scheinen darauf zu spekulieren, dass sich mandäische Asylantragssteller letztlich doch noch zur Rückkehr in ihre für sie so bedrohliche Heimat entschließen, wenn auch von seiten der Regierung nichts gegen solche Ungerechtigkeiten unternommen wird und diese Problematik in den Straflagern weiterhin vertuscht wird.
Veränderungen in der Religionsausübung
Den in Schweden lebenden Mandäern ist es seit Oktober 2003 möglich, ihre Religion öffentlich zu praktizieren. Dort haben Mandäer in Eigenregie und ohne staatliche Hilfe den ersten mandäischen Tempel erbaut, der es den Gläubigen nun ermöglicht, die traditionelle Taufzeremonie am fließenden Gewässer durchzuführen.
Der Bau dieser Anlage stellt eine Ausnahme dar, denn vor allem in der Diaspora sind die Mandäer heute gezwungen, ihre traditionellen Riten den neuen Lebensverhältnissen anzupassen. So hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Durchführung ihrer Religion nachweislich vieles verändert. Traditionen haben sich gelockert, Rituale haben sich in der industriellen Welt gewandelt und bestehen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form.
Berichten Dr. Qais Saidis zufolge, betrifft dies auch die Mandäer in Deutschland, die unter anderem das Problem der Ausübung der Riten haben. Die Taufe in fließenden Gewässern wird wie im Mai 2004 in Mannheim am Rhein nur von Zeit zu Zeit zelebriert.
Dem Vorbild der schwedischen Mandäer können sie nicht folgen, weil die Mittel fehlen. Weil Mandäer als Asylantragssteller kein Recht auf Arbeit haben und sie somit auch kein Geld für den Bau eines Tempels aufbringen können, sind sie gezwungen, die ursprünglichen Traditionen zu verändern.
Allein aufgrund der oft ungünstigen geographischen Lage werden mittlerweile, sowohl im Irak und Iran, als auch im Exil, anstelle einer Taufzeremonie im fließenden Gewässer, häusliche Duschvorgänge akzeptiert.
Prof. Dr. Sabih Al-Sohairy berichtet von Jugendlichen aus Bagdad und Basra, welche die Jordantaufe aus hygienischen Gründen ablehnen und sich für die Beckentaufe aussprechen.
Auch die einst rituellen Schlachtungen sind von einem Wandel betroffen. Früher wurden ausschließlich Schafe und Geflügel geschlachtet, da alle anderen Tiere als unrein angesehen werden. Bestimmte Rituale wie u.a. das Taufen des Schlachttieres, das Gebot, dass allein ein Priester oder Halali diesen Vorgang durchführen darf, werden in der heutigen Zeit teilweise völlig umgangen. Al-Sohairy berichtet von jungen Mandäern, die nicht mehr ausschließlich rituell geschlachtetes Fleisch essen, sondern das Tier entweder selbst schlachten, auf dem Markt kaufen oder auch auswärts im Restaurant speisen (vgl. Sabih Al-Sohairy: Die irakischen Mandäer in der Gegenwart, Hamburg 1975).
Ein weiteres Problem ist das drohende Aussterben ihrer Priesterschaft.
Durch die schwere Cholera-Epidemie in den Jahren 1831 und 1833 starb eine große Anzahl der mandäischen Priester, was die mündliche Überlieferung der Traditionen erheblich erschwerte. Der geistliche Nachwuchs blieb nahezu aus.
Heute gibt es kaum mehr Diakone und auch die Zahl der jungen Novizen ist sehr gering. Denn ursprünglich gab ein Priester seinen Beruf an den eigenen Sohn weiter. In der modernen Zeit hat sich das Berufsziel junger Priestersöhne offensichtlich gewandelt. Al-Sohairy führt hier als Begründung die Zunahme von Freizeitaktivitäten und im Gegensatz zu früher vielfältigere Möglichkeiten in der Berufswahl an. Ein Leben nach strengen Vorschriften könnten sich immer weniger Jugendliche vorstellen. Außerdem hätte sich die Stellung der mandäischen Priester innerhalb ihrer Gemeinde massiv gewandelt.
Ihr Ansehen ist innerhalb studentischer Kreise stark gesunken, was u.a. an der Vormachtstellung der geistlichen Oberhäupter läge. Sie würden ihre Gemeinde nicht ausreichend über den Mandäismus aufklären und somit seien die Kenntnisse über die eigene Schriftsprache sowie die eigenen religiösen Riten innerhalb der Glaubensgemeinschaft sehr begrenzt. Mit der Priesterschaft würden auch die Religion und die Rituale der Mandäer untergehen. Weder im Irak noch im Iran gibt es mandäischen Religionsunterricht in den Schulen. Den Kindern und Jugendlichen wird auch von dieser Seite der Zugang zur eigenen Religion verwehrt. Schon 1969 bemerkte Kurt Rudolph, dass die Teilnahme an mandäischen Zeremonien zurückging. Heute, 35 Jahre später, hat sich dieser Zustand noch um einiges verschlechtert.
Wenn sich an dieser Situation nicht bald etwas ändert, wenn der geistliche Nachwuchs und die Kenntnis junger Menschen von ihrer Religion in Zukunft nicht massiv gefördert wird- sei es nun in ihrer Heimat oder in der Diaspora, dann sind die pessimistischen Wortmeldungen, der Mandäismus sei dem Untergang nahe, durchaus begründet.
Veränderungen in Sprache und Berufswahl
Sabih Al-Sohairy berichtete 1975 von einem dramatischen Rückgang im Gebrauch des Mandäischen. Die Mandäer passten sich sprachlich ihrer Umgebung an. Heute sprechen sie Arabisch oder die Sprache ihres Exillandes. Das Mandäische wird heute nur noch während der Religionsausübung verwendet. (vgl. Sabih Al-Sohairy: Die irakischen Mandäer in der Gegenwart, Hamburg 1975)
Ihre traditionellen Berufe wie Silber- und Goldschmied können die Mandäer in der Gegenwart nur sehr schwer ausüben. Denn obwohl sie seit Generationen in diesem Berufsfeld tätig sind und von den in Bagdad lebenden Mandäern 1975 noch rund die Hälfte als Silber- und Goldschmiede arbeiteten, hat der Verband iranischer Juweliere beschlossen, nur noch Lizenzen an muslimische Juweliere zu vergeben, wie Mary Elizabeth Hansen Anfang 2004 in einem Artikel für "Coalition for the Defense of Human Rights" berichtet.
Auch in Bagdad kann man heute eine deutliche Veränderung in der Berufswahl junger Menschen feststellen. Junge Mandäer wählen eine überwiegend akademische Karriere.
Ein Blick in die Zukunft
Was passiert, wenn Amerika, Großbritannien und deren Verbündeten ihre Truppen abziehen und die bedrohten Minderheiten ihrem Schicksal überlassen?
Schon 2003 legten amerikanische Militärs den noch im Irak lebenden Mandäern nahe, ihr Land so bald wie möglich zu verlassen und Schutz im Exil zu suchen. Laut Berichten der "World Evangelical Alliance" sei ihnen gesagt worden, als Besatzungsmacht sei man nicht in der Lage, Mandäern und Christen Schutz zu gewähren.
Und so verließen viele Mandäer ihre Heimat. Sie verfolgen nun im Exil die Situation im Irak über die Medien und sind ernüchtert. Zur Zeit können sie nicht zurückkehren. Die Gefahr wäre zu groß.
In ihrer neuen Heimat im Exil versuchen sich die Mandäer nun zu integrieren. Ihre Kinder lernen die entsprechenden Sprachen und besuchen die dortigen Schulen. Aber gleichzeitig versuchen sie ihre Religion vor dem Untergang zu bewahren.
Prof. Dr. Kurt Rudolph berichtet, dass mandäische Priester im Exil wie z.B. in England, den Niederlanden, Schweden, Australien und Nordamerika in jüngster Zeit die mandäische Gemeinde in der Ausübung ihrer religiösen Traditionen unterstützen.
Außerdem werden mandäische Texte übersetzt und es gibt ein mandäisches Magazin, das in den Niederlanden, England und Irak erscheint. Sie nutzen auch das Internet: stellen Homepages von Mandäern ins Netz, über die sie in speziellen Foren Kontakt zueinander aufnehmen können und somit den Zusammenhalt ihrer Gemeinde untereinander stärken.
Denn gerade für die im Exil lebenden Mandäer ist es sehr schwer, andere Mandäer kennenzulernen, um sich auszutauschen im Kampf gegen den Untergang der eigenen Religion.
Dr. Saidi sieht jedoch eine Zukunft für die kleine Religionsgemeinschaft. Denn jetzt haben die Mandäer die Möglichkeit sich mit ihrer Religion auseinanderzusetzen. Sie haben die Gelegenheit, mehr über ihre Religion zu erfahren. Und sie nutzen diese Chance, um eine Jahrtausende alte Religion zu erhalten.
Quelle: gfbv.de website